Ernährung, Diät und Körpergewicht (BMI)
Zu Diäten, auch speziell für Diabetiker, kann man im Internet viele Informationen und Anregungen finden. Das reicht von Low-Carb über Low-Fat bis hin zu Formula-Diät. Ich habe zu all diesen Diäten keine ausgeprägte Meinung und wende sie auch nicht an. Vielmehr denke ich, dass man auch als Diabetiker ohne spezielle Diät gesund leben kann. Wie für alle Menschen ist es für Diabetiker empfehlenswert, sich ausgewogen mit einem hohen Anteil Ballaststoffen und mit möglichst naturbelassenen Lebensmitteln zu ernähren. Der Diabetiker sollte zusätzlich die Zusammensetzung der Lebensmittel (Kohlehydrate, Fett, Eiweiß) und bei Kohlehydraten deren Glykämischen Index (GI) kennen.
Fett und Eiweiß
Fett und Eiweiß beeinflussen bei hohem Anteil in der Nahrung die Schnelligkeit, mit der die darin enthaltenen Kohlehydrate resorbiert werden. Fett verlangsamt, ebenso wie Alkohol, die körpereigene Verarbeitung der Kohlehydrate. Eiweiß wird langsam zumindest teilweise in Kohlehydrate umgewandelt und erhöht somit über einen längeren Zeitraum den BZ-Spiegel.
Glykämischer Index (GI)
Der GI sagt aus, wie unterschiedlich
stark und schnell die Kohlenhydrate eines Lebensmittels den Blutzuckerspiegel
erhöhen. Je höher der GI ist, desto stärker und schneller steigt der
Blutzuckerspiegel. Referenzwert ist dabei Traubenzucker (GI=100), der den
schnellsten Blutzuckeranstieg verursacht.
Ein hoher GI ist bei
Unterzuckerungen wünschenswert, um schnell wieder in den Zielbereich
zu kommen. Bei der normalen Ernährung eines Typ 1
Diabetikers sollte aber der GI möglichst niedrig sein, um BZ-Spitzen zu
vermeiden.
So hat z.B. ein Obstsaft einen höheren GI als frisches Obst,
weil das Obst noch Ballaststoffe enthält, die beim Entsaften zerstört werden.
Auch Dörrobst ist deutlich schlechter zu bewerten, da ihm der für Obst
typische hohe Wasseranteil entzogen wurde und der Kohlehydratanteil pro 100 g daher
wesentlich höher ist als bei frischem Obst.
Ballaststoffe
Ehrlich gesagt, ich bin kein Müsli-Fan. Aber es reichen ja auch schon kleinere Umstellungen. Ich esse z.B. regelmäßig zum Frühstück Vollkornbrot, dabei bevorzuge ich das aus sehr grob gemahlenem Mehl hergestellte Vollkornbrot. Das hat neben dem hohen Ballaststoffanteil den Vorteil, dass man es länger kauen muss und so schneller ein Sättigungsgefühl erreicht. Beim Kochen verzichten wir nicht auf kohlehydrathaltige Nudeln und Reis, benutzen aber überwiegend die Vollkornvarianten beider Lebensmittel. Gemüse (besonders Hülsenfrüchte), Kartoffeln und Obst enthalten auch Ballaststoffe. Deshalb wird empfohlen, täglich fünf Portionen Gemüse und/oder Obst zu essen.
Naturbelassene Ernährung
Ein fertiger, gesüßter Fruchtjogurt ist ernährungsphysiologisch schlechter zu beurteilen als ein Jogurt pur, den ich mit frischem Obst und Süßstoff verfeinere. Da mit zunehmendem Verarbeitungsgrad von Lebensmittel deren glykämischer Index (GI, s.o.) steigt, sollte man als Diabetiker insbesondere Fast- und Junk-Food meiden.
Meine Meinung: Spaß muss sein
Aber ich bin beim Thema Ernährung und Diät kein Purist oder Streber. Ich esse auch gerne einmal eine Pizza, weiß aber dabei, dass ich wegen des hohen Fettgehaltes (Kohlehydrate werden langsamer resorbiert) das sehr schnell wirkende Lyumjev gemessen an den enthaltenen Kohlehydraten zuerst etwas unterdosieren muss und später bei ansteigendem Glukose-Spiegel den fehlenden Rest nachspritzen muss. Auch Süßigkeiten (Sahnetorte und Schokolade) mag ich und kann recht gut die dazu benötigte Insulinmenge abschätzen. Bei der Schokolade esse ich aber die dunkle Zartbitterschokolade (ist für Diabetiker günstiger als Vollmilch- oder Nougatschokolade). Das mache ich natürlich nicht regelmäßig, sondern ich "gönne" mir solche Freuden nur in einem begrenzten Umfang. Meiner Meinung ist ein solches begrenztes Spaßessen (vielleicht einmal pro Woche) notwendig, um langfristig die Lebensfreude zu erhalten und die Einschränkungen der Diabetestherapie ertragen zu können. Durch genaue Beobachtung (Dokumentation) der Folgen dieser "falscher" Ernährung kann man problematische Kombinationen ausschließen: So vermeide ich z.B. abends zu einem Glas Wein Snacks (z.B. Erdnüsse) zu essen. Deren Wirkung (verzögerter Blutzuckeranstieg) sehe ich aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen erst in der Nacht und ich muss dann während der Nacht mir mehrmals Korrekturdosen spritzen.
Body-Mass-Index (BMI)
Die Ernährung hängt stark mit dem Thema Körpergewicht zusammen.
Diabetiker sollten nicht übergewichtig sein. Eine Kennzahl, die das
Körpergewicht in Relation zur Körpergröße beschreibt ist der Body-Mass-Index (BMI).
Er errechnet sich, indem man sein
Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat seiner Körpergröße in
Meter dividiert, also:
BMI = kg ÷ m2.
Beispiel: Eine Person von 1,70m ist 70kg schwer. Wie hoch ist der BMI?
BMI = 70 ÷ (1,7 * 1,7) = 70 ÷ 2,89 = 24,2
Der BMI ist hier also 24,2. Wie ist
diese Zahl nun zu bewerten?
Die BMI-Einteilung für Erwachsene mit den Adipositasstufen nach ICD-10-GM [externer Link] sieht wie folgt aus:
- < 18,5
- Untergewicht
- 18,5 ‑ 24,9
- Normalgewicht
- ≥ 25,0
- Übergewicht: Davon gibt es folgende Grade:
- 25,0 ‑ 29,9
- Präadipositas
- 30,0 ‑ 34,9
- Adipositas Grad I
- 35,0 ‑ 39,9
- Adipositas Grad II
- >40,0
- Adipositas Grad III
Andere unterscheiden noch zwischen Männern und Frauen und nach Alter wie z.
B. das Adipositas Zentrum Rhein-Neckar der Universitätsmedizin Mannheim (UMM)
[externer Link].
Einen BMI-Rechner, der das Geschlecht berücksichtigt, finden Sie bei der
Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) [externer
Link].
Bauchumfang und Waist-to-Height-Ratio (WHtR)
Der BMI gibt einen groben Hinweis, ob Sie übergewichtig sind. Sehr
athletische Menschen mit einem extremen Muskelanteil können jedoch auch einen zu
hohen BMI haben. Entscheidend für Ihr gesundheitliches Risiko ist
jedoch das Fett und wo es sitzt. Das Fett an Oberschenkel, Beinen und Po ist
weniger gesundheitsschädlich als das stoffwechselaktive Fett, das sich vor
allem im Bauchraum an den inneren Organen sammelt. Ihr Risiko können Sie
selbst bestimmen, indem Sie den Bauchumfang messen. Legen Sie dazu im Stehen mit
freiem Oberköper das Maßband in Höhe des Bauchnabels an und
führen es in gerader Linie um den Bauch. Der Taillenumfang sollte bei Frauen nicht
über 88 cm und bei Männern nicht über 102 cm liegen.
Eine Weiterentwicklung davon ist das Taille-zu-Größe-Verhältnis
(Waist-to-Height-Ratio, WHtR). Dazu dividiert man seine Körpergröße in cm
durch seinen Taillenumfang. Das Ergebnis sollte ≤ 0,5 sein. Dieser
Wert ist in den meisten Fällen schwerer zu erreichen als die Maße, die
für den Taillenumfang angegeben sind.
Fazit
Der Typ 1 Diabetiker braucht keine Diät, sondern eine gute Schulung. Deshalb sind auch die ganzen so genannten Diätprodukte früherer Jahre in der Zwischenzeit vom Markt genommen worden. Wer abnehmen will, sollte aus meiner Sicht eher trainieren und vielleicht mediterran essen. Beim Essen erscheint mir das "Wann?" wichtiger als das "Was?". Es ist vorteilhaft, zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr zu essen (auch keine Snacks mehr) und beim Abendessen allzu fettreiche Kost (Pizza, etc.) zu vermeiden. Somit hat man beim Einschlafen die Kohlehydrate schon weitestgehend resorbiert und muss keine Angst vor steigenden Glukosewerten in der Nacht haben.